Pädagogisches Konzept

Konzeption des Minikindergarten des gewächsHAUS Mütterzentrum Karlsruhe e.V.

I. Konzeptüberblick

Der Minikindergarten ist eingebettet in ein sich ständig entwickelndes und an der aktuellen Situation von Familien mit kleinen Kindern orientiertes Gesamtkonzept. Das gewächsHAUS Mütterzentrum Karlsruhe e.V. ist eines von ca. 400 unabhängigen Mütter- und Familienzentren in Deutschland, das ein Forum für die junge Familie bietet. Das offene Café, zahlreiche Projekte, Kurse und Elternbildungsangebote geben eine Antwort auf die Fragen und Bedürfnisse von Eltern und ihren Kindern.

Der ehrenamtlich getragene, gemeinnützige Verein bietet außerdem die Möglichkeit sich einzubringen, den Verein mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen. Das Engagement des Einzelnen bringt nicht nur den Verein weiter, sondern schafft Raum für die persönliche Weiterentwicklung, Lernerfahrungen und Erfolgserlebnisse, die in der Elternzeit – fern vom Arbeitsplatz – rar geworden sind. Der Minikindergarten und das gewächsHAUS bieten Eltern und Kindern eine familienergänzende Bezugsgruppe, in der feste Freundschaften geknüpft werden.

Der Minikindergarten wurde 1987 im Mütterzentrum Karlsruhe e.V. gegründet. Ziel war es ein alternatives Betreuungsangebot für Kinder unter 3 Jahren zu schaffen, das zum einen ein altersgerechtes pädagogisches Konzept aufweist und zum anderen die Erziehenden für einige Stunden in der Woche entlastet. Die große Nachfrage führte dazu, dass 3 feste Gruppen mit jeweils 10 Kindern an 2 Betreuungsterminen, sowie eine weitere Gruppe, gleichfalls mit 10 Kindern 1x wöchentlich stattfanden. Die Betreuungsdauer lag bei 3 bzw. 3,5 Stunden je Termin. 2004 wurde aus finanziellen Gründen ein zusätzliches Kind pro Gruppe aufgenommen. Heute sind es 3 Gruppen zu je 10 Wochenstunden, verteilt auf 3 Termine, mit maximal 10 Kindern. Das Angebot ist für Kinder ab 18 Monaten bis zum Eintritt in eine weiterführende Einrichtung und richtet sich an Familien, die Entlastung im Alltag brauchen oder Hilfe bei der Erziehung und Förderung ihrer Kinder suchen. Hier werden die Kinder ihrem Alter entsprechend gefördert und lernen frühzeitig sich in ein soziales Gefüge einzufinden.

Im Minikindergarten arbeiten zwei Betreuerinnen je Gruppe, die nach situationsorientiertem Ansatz handeln, was bedeutet, die Signale des Kindes zu sehen, zu verstehen und angemessen zu reagieren. Feste Regeln und Rituale geben den Kindern einen verlässlichen Rahmen und bieten somit Orientierung und Geborgenheit.

Der Minikindergarten finanzierte sich bisher vollständig aus Elternbeiträgen, wird aber seit 2015 zusätzliche durch Zuschüsse von der Stadt gefördert. Der Verein als Träger finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen und der Bezuschussung der Stadt Karlsruhe und lebt durch das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder und Besucher.

II. Konzeptdetails

1. Grundlagen für die familienergänzende Erziehung

Jedes Kind wird in seiner Individualität akzeptiert und respektiert. Das bietet der Minikindergarten Kindern zwischen 1½ und 3 Jahren und ihren Eltern:

  • Eine an die Bedürfnisse des einzelnen Kindes angepasste Eingewöhnungszeit mit festen Ritualen, angelehnt an das Berliner Modell, erleichtert dem Kind den Übergang in eine außerfamiliäre Betreuung. Rituale bestimmen außerdem den Ablauf des Minikindergartens, denn sie stellen eine Verbindung dar zwischen Kind und Betreuerin und schaffen eine Basis für Vertrauen und Verlässlichkeit.
  • Eltern bekommen durch den ständigen Kontakt mit dem Betreuerteam eine Hilfestellung beim Ablösungsprozess.
  • Langsam wächst das Kind mit seinen individuellen Fähigkeiten in die bestehende Gruppe ein und wird Teil eines sozialen Gefüges. Es können sich vertrauensvolle Beziehungen entwickeln. Basierend auf dem aufgebauten Vertrauensverhältnis ist das Kind in der Lage sich in verschiedenen Betreuungswelten wohlzufühlen.
2. Pädagogisches Handeln

Gezielte Beobachtung ist für die pädagogische Arbeit unerlässlich, dadurch können Kenntnisse über den Entwicklungsstand des Kindes und seinen Bezug zur Gruppe gewonnen werden. Um das Kind ganzheitlich zu fördern, bieten wir Angebote im sensorischen, motorischen und kommunikativen Bereich.

Der Minikindergarten ist strukturiert durch das Freispiel, die Aufräumzeit, das gemeinsame Essen und die Bewegungszeit. Diese Zeiten werden durch wiederkehrende Elemente, Regeln und Rituale eingeleitet, welche die Kinder sehr bald verstehen, erkennen und umsetzen. So wird in der Gruppe ein verlässlicher Rahmen geschaffen.

Um den Kindern das Ankommen zu erleichtern und eine Bereitschaft herzustellen, sich von den Eltern zu verabschieden, wird jedes Kind von den Betreuerinnen persönlich begrüßt. Dabei wird die momentane Gefühlslage des Kindes berücksichtigt. Im anschließenden Freispiel hat das Kind die Möglichkeit nach seinen Bedürfnissen zu agieren und zu reagieren, indem es Spielort, Spielpartner und Spielmaterial frei auswählt. Die Betreuerinnen beobachten das Spiel, um gegebenenfalls Hilfestellung zu geben und Impulse zu setzen. Dabei wird das Kind unterstützt, Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Sein wachsendes Selbstvertrauen ermutigt es zu weiterem aktivem Handeln. Parallel findet ein offenes, angeleitetes Angebot statt, bei dem die Kinder mit allen Sinnen unterschiedliches Material entdecken, ausprobieren und erforschen können. Feinmotorik, Kreativität und Ausdauer werden dabei geschult. Die Betreuerin hat die Möglichkeit durch Anregung und Anleitung die individuelle Weiterentwicklung des Kindes zu unterstützen. Das Aufräumen beendet die Freispielzeit.

Viel Wert legen wir auf das gemeinsame Essen. Es vermittelt dem Kind eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit und fördert den Gemeinschaftssinn. Nach der Essenszeit wird dem Kind Raum und Zeit gegeben sein Grundbedürfnis nach Ausdruck und Bewegung zu befriedigen. Diese Bewegungszeit beinhaltet Sing-, Kreis- und Fingerspiele, Klanggeschichten und Bewegungsbaustellen im Gruppenraum oder im Außengelände. Auch hier werden Gemeinschaftsgefühl, Konzentration, Ausdauer und Bewegungsfreude gefördert. Die Grundbewegungsarten Gehen, Laufen, Hüpfen werden trainiert.

Ist die Betreuungszeit zu Ende, werden die Kinder durch ein gemeinsames Lied verabschiedet und in die Obhut der Eltern übergeben.

Kinder, die den Minikindergarten besuchen, treffen auf familienähnliche Strukturen. Sie haben die Möglichkeit voneinander zu lernen, einander zu helfen und sich in gegenseitiger Rücksichtnahme zu üben. Darüber hinaus bietet der Minikindergarten Raum ein soziales Netz zu schaffen und Freundschaften (auch zwischen Familien) zu schließen.

Karlsruhe, im Juli 2017

Das Minikindergarten-Team